Grüner Klimaretter am Meeresboden
Grüner Klimaretter am Meeresboden

Grüner Klimaretter am Meeresboden

05. Dez 2021

Seegras speichert mehr Kohlenstoff als jeder Wald. Doch der Bestand nimmt weltweit immer weiter ab. Nun sollen in deutschen Meeren versandete Böden wieder begrünt werden. Doch das ist extrem aufwendig.

„Seegras speichert mehr Kohlenstoff als jeder Wald. Doch der Bestand nimmt weltweit immer weiter ab. Nun sollen in deutschen Meeren versandete Böden wieder begrünt werden. Doch das ist extrem aufwendig.

Als Philipp Schubert vor 15 Jahren begann, sich mit Seegras zu beschäftigen, war das eine „absolute Nische“. Es gab kaum Forschungsgelder, die Politik interessierte sich nicht dafür. Zwar wussten Meeresbiologen um die Bedeutung der Gräser für Klima und Küste und auch, wie schlecht es um sie steht. „Korallen waren aber mehr en vogue“, sagt der Meeresbiologe vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Geomar in Kiel. „Seegras hat man lange unterschätzt.“

Das hat sich geändert. Auch Nicht-Fachleuten ist bewusst, dass die Unterwasserwiesen in Nord- und Ostsee wichtig sind – und dass sie leiden. Heute gibt es insgesamt in der deutschen Nord- und Ostsee noch etwa 450 Quadratkilometer, eine Fläche, halb so groß wie Berlin. Das ist nur 40 Prozent von dem, was es bis in die 1940er-Jahre hier mal gab. Auch in der restlichen Welt sind Seegräser bedroht.

Von den 72 Seegras-Arten ist der Weltnaturschutzorganisation IUCN zufolge aktuell jede fünfte stark gefährdet, gefährdet oder potenziell gefährdet. Weltweit geht laut dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep) alle 30 Minuten ein Fußballfeld Seegras verloren. Die Zerstörung schreitet damit ähnlich dramatisch voran wie jene von Regenwäldern oder Korallenriffen. Und sie ist mindestens genauso folgenschwer: Denn die Unterwasserwiesen sind extrem leistungsfähige Kohlenstoffspeicher, im Kampf gegen den Klimawandel nützlicher als jeder Wald.“ ...